
FAQ für Arbeitnehmer
Ich erfülle nicht alle erforderlichen Anforderungen, sollte ich mich dennoch bewerben?
Tipps zur Bewerbung

Einleitung
Der Bewerbungsprozess kann mitunter herausfordernd und von Zweifeln geprägt sein, insbesondere wenn man auf Stellenanzeigen stößt, die eine beeindruckende Liste von Anforderungen präsentieren. Oft stellen sich Bewerber die Frage, ob eine Bewerbung sinnvoll ist, selbst wenn nicht alle Anforderungen erfüllt werden. Dieser Artikel beleuchtet diese Fragestellung intensiv, erklärt die Bedeutung und Unterschiede der Anforderungen in Stellenanzeigen und bietet Orientierung, wie man sich in solchen Situationen verhalten sollte.

Unterscheidung der Anforderungen
Im ersten Schritt ist es hilfreich, die Anforderungen in einer Stellenanzeige in "Muss"- und "Kann"-Anforderungen zu unterteilen. Die "Muss"-Anforderungen sind jene Qualifikationen und Erfahrungen, die unverzichtbar sind, um die jeweilige Position effektiv ausfüllen zu können. Sie sind oftmals nicht verhandelbar und stellen die Grundvoraussetzungen dar, um in die engere Auswahl zu kommen. Typische Beispiele für "Muss"-Anforderungen können bestimmte Abschlüsse, Zertifizierungen oder eine relevante Berufserfahrung in einem spezifischen Bereich sein.
Die "Kann"-Anforderungen hingegen repräsentieren jene Qualifikationen, die zwar wünschenswert, aber nicht zwingend erforderlich sind. Sie werden oft als Pluspunkte angesehen und können die Chancen auf eine erfolgreiche Bewerbung erhöhen, sind jedoch keine Ausschlusskriterien. Beispiele für "Kann"-Anforderungen könnten zusätzliche Sprachkenntnisse, Erfahrungen mit bestimmten Softwareprogrammen oder die Fähigkeit, ein Team zu leiten, sein.

Es ist nicht nur für die Bewerber, sondern auch für die Arbeitgeber von Vorteil, diese Unterscheidung klar zu kommunizieren. Für Bewerber bietet es eine bessere Einschätzung der eigenen Eignung und Erfolgschancen, während Arbeitgeber dadurch möglicherweise eine breitere Palette an qualifizierten Bewerbungen erhalten. Darüber hinaus zeigt es auch die Prioritäten des Arbeitgebers auf und gibt Einblicke in die Struktur und Kultur des Unternehmens oder der jeweiligen Organisation.
Die Fähigkeit, zwischen "Muss"- und "Kann"-Anforderungen zu unterscheiden, hilft Bewerbern, eine realistischere Einschätzung ihrer Chancen zu erhalten und die Bewerbung entsprechend anzupassen. Es empfiehlt sich, sich bei der Erstellung der Bewerbungsunterlagen auf die Erfüllung der "Muss"-Anforderungen zu konzentrieren und zusätzlich die eigenen Stärken im Kontext der "Kann"-Anforderungen hervorzuheben.

Realistische Sicht auf Stellenanzeigen
Stellenanzeigen spiegeln oft den Idealzustand wider, den sich Arbeitgeber für die Besetzung einer offenen Position wünschen. Sie stellen eine Liste von Qualifikationen und Erfahrungen zusammen, die der ideale Kandidat oder die ideale Kandidatin mitbringen würde. Allerdings ist es in der Praxis eher selten, dass jemand alle diese Anforderungen zu 100% erfüllt. Arbeitgeber sind sich dieser Tatsache bewusst und viele sind bereit, Kandidaten in Betracht zu ziehen, die den Großteil, aber nicht alle Anforderungen erfüllen.
Es ist daher wichtig, sich beim Lesen von Stellenanzeigen nicht entmutigen zu lassen, wenn einige der aufgeführten Anforderungen nicht erfüllt werden. Eine allzu wörtliche Interpretation der Anforderungsliste kann potenzielle Bewerber abschrecken und dazu führen, dass qualifizierte und motivierte Personen sich nicht bewerben. Dies wäre sowohl für den Bewerber als auch für den Arbeitgeber ein Verlust.

Ein bewusster Umgang mit den Anforderungen in Stellenanzeigen und eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und Qualifikationen ist der erste Schritt zu einer erfolgreichen Bewerbung. Es ist sinnvoll, sich auf die eigene Eignung und die Erfüllung der zentralen Anforderungen zu konzentrieren, anstatt sich durch die nicht erfüllten „Wunsch“-Anforderungen entmutigen zu lassen. Es kann auch hilfreich sein, im Anschreiben oder im Vorstellungsgespräch zu thematisieren, wie die eigene Bereitschaft zur Weiterbildung und die Motivation, sich neuen Herausforderungen zu stellen, mögliche Defizite ausgleichen können.
Es ist auch eine gute Praxis, bei Unsicherheiten den Kontakt zum Unternehmen oder zur Organisation zu suchen und nachzufragen. Manchmal können auf diese Weise Missverständnisse geklärt oder zusätzliche Informationen gewonnen werden, die bei der Entscheidung, ob eine Bewerbung sinnvoll ist, helfen können.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Erkenntnis, dass Arbeitgeber oft bereit sind, in die Weiterbildung und Entwicklung ihrer Mitarbeiter zu investieren. Wenn also bestimmte Fähigkeiten oder Qualifikationen fehlen, diese aber erlernbar sind, sollte dies nicht als Hinderungsgrund für eine Bewerbung gesehen werden.

Hervorhebung der eigenen Stärken
In Situationen, in denen Bewerber nicht alle Anforderungen einer Stellenanzeige erfüllen, ist es umso wichtiger, die eigenen Stärken und Erfahrungen klar hervorzuheben. Dies beginnt bereits mit der Gestaltung des Lebenslaufs und des Anschreibens, und setzt sich fort im Vorstellungsgespräch. Es ist von Vorteil, wenn Bewerber sich darauf konzentrieren können, was sie gut können, und darstellen, wie diese Fähigkeiten und Erfahrungen sie für die Position qualifizieren.
Die Selbstpräsentation sollte authentisch sein und die wahren Fähigkeiten und Qualifikationen reflektieren. Eine klare und positive Darstellung der eigenen Stärken, Erfolge und bisherigen Erfahrungen ist entscheidend. Es ist ratsam, konkrete Beispiele und Erfolge aus der beruflichen Laufbahn anzuführen, die die Eignung für die neue Position untermauern.
Es kann auch hilfreich sein, die Bereitschaft und Motivation zur Weiterbildung und zur Übernahme neuer Herausforderungen zu betonen. Bewerber sollten deutlich machen, dass sie lernwillig und offen für Weiterentwicklung sind. Es könnte auch dargestellt werden, wie fehlende Qualifikationen nachgeholt oder fehlendes Wissen und Können entwickelt werden können.

Weitere Aspekte sind das Networking und die Kommunikation. Es kann von Vorteil sein, Beziehungen in der Branche oder im gewünschten Arbeitsfeld zu nutzen, um Empfehlungen oder Rückmeldungen zu erhalten, die die eigene Bewerbung unterstützen können. Ebenso können Empfehlungsschreiben, die Ihre Fähigkeiten und Ihre Arbeitsethik belegen, sehr nützlich sein.
Im Vorstellungsgespräch können Bewerber dann durch ihre Begeisterung für die Position und ihr Engagement überzeugen. Eine gute Vorbereitung auf das Gespräch, eine positive Einstellung und eine klare Darstellung der eigenen Stärken und der Bereitschaft zur Weiterbildung können dabei helfen, mögliche Bedenken des Arbeitgebers hinsichtlich nicht erfüllter Anforderungen zu überwinden.
Die Hervorhebung der eigenen Stärken ist ein dynamischer Prozess, der sowohl Selbstkenntnis als auch die Fähigkeit erfordert, sich effektiv zu präsentieren und zu kommunizieren.

Weiterbildung als Engagement
Die Bereitschaft zur Weiterbildung und zur persönlichen Entwicklung ist ein starkes Signal an potenzielle Arbeitgeber und zeigt ein hohes Maß an Engagement und Professionalität. In einem sich ständig verändernden Arbeitsumfeld sind lebenslanges Lernen und die Anpassung an neue Anforderungen und Technologien entscheidend. Arbeitgeber schätzen Kandidaten, die zeigen, dass sie gewillt und in der Lage sind, ihre Fähigkeiten kontinuierlich zu verbessern und auf dem neuesten Stand zu halten.
Die Möglichkeiten zur Weiterbildung sind vielfältig. Sie reichen von formellen Qualifikationen und Zertifikaten über Online-Kurse und Workshops bis hin zu Selbststudium und On-the-Job-Training. Die Investition in die eigene Weiterbildung kann auch die Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung und die Zufriedenheit am Arbeitsplatz erhöhen.
Bewerber können ihre Bereitschaft zur Weiterbildung in ihrer Bewerbung durch das Auflisten relevanter Kurse, Zertifikate und Weiterbildungsinitiativen zeigen, die sie bereits absolviert haben. Ebenso können sie darstellen, wie sie planen, ihre Fähigkeiten in der neuen Position weiterzuentwickeln und welche Weiterbildungsziele sie haben. Dies kann auch im Vorstellungsgespräch thematisiert werden, indem konkrete Pläne und Zielsetzungen für die persönliche und berufliche Entwicklung vorgestellt werden.

Es kann auch sinnvoll sein, die Unterstützung durch den potenziellen Arbeitgeber für Weiterbildungsinitiativen zu erfragen. Viele Organisationen bieten Unterstützung in Form von Zeit, finanziellen Ressourcen oder Zugang zu Weiterbildungsprogrammen an. Dies zeigt nicht nur die eigene Motivation zur Weiterbildung, sondern auch das Interesse an einer langfristigen Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber.
Arbeitgeber im Öffentlichen Dienst können auch spezifische Weiterbildungsprogramme und Karriereentwicklungsmöglichkeiten bieten, die es ermöglichen, fehlende Qualifikationen zu erwerben und sich auf neue Aufgaben und Verantwortlichkeiten vorzubereiten.
Die Betonung der Weiterbildung und des Engagements für die persönliche und berufliche Entwicklung kann einen positiven und nachhaltigen Eindruck hinterlassen und die Chancen auf eine erfolgreiche Bewerbung erhöhen.

Besondere Aspekte im Öffentlichen Dienst
Die Bewerbung im Öffentlichen Dienst weist einige Besonderheiten auf, die in Betracht gezogen werden sollten, wenn nicht alle Anforderungen einer Stellenausschreibung erfüllt werden. Die nachfolgenden Punkte verdeutlichen, wie sich die spezifischen Gegebenheiten des Öffentlichen Dienstes auf die Entscheidung auswirken können, sich trotz fehlender Qualifikationen zu bewerben.
- Gesetzliche Vorschriften und strikte Anforderungen: Insbesondere bei Beamtenpositionen gibt es oft strikte gesetzliche Vorschriften bezüglich der erforderlichen Qualifikationen. Hier gibt es weniger Spielraum, und es ist essentiell, die "Muss"-Anforderungen zu erfüllen.
- Laufbahngruppen und Qualifikationsebenen: Die Einstufung in bestimmte Laufbahngruppen erfordert spezifische Qualifikationen. Es ist jedoch möglich, dass durch Weiterbildung oder berufliche Erfahrung fehlende Anforderungen kompensiert werden können.
- Tarifverträge und Besoldung: Die Tarifverträge des Öffentlichen Dienstes legen oft klar fest, welche Qualifikationen für die verschiedenen Besoldungs- und Entgeltgruppen erforderlich sind. Dennoch kann es Möglichkeiten geben, durch Weiterbildung in höhere Entgeltgruppen aufzusteigen.

- Weiterbildung und Qualifizierung: Im Öffentlichen Dienst wird Weiterbildung oft gefördert. Wenn die Bereitschaft besteht, sich weiterzubilden und fehlende Qualifikationen nachzuholen, kann dies die Chancen auf eine erfolgreiche Bewerbung erhöhen.
- Transparenz und Gleichbehandlung im Bewerbungsprozess: Der Bewerbungsprozess im Öffentlichen Dienst ist oft transparenter und reglementierter. Dies kann Bewerbern zugutekommen, die wesentliche Anforderungen erfüllen und bereit sind, an fehlenden Qualifikationen zu arbeiten.
- Möglichkeit zur internen Versetzung und Weiterentwicklung: Einmal im Öffentlichen Dienst angestellt, bieten sich oft Möglichkeiten zur internen Versetzung und Weiterentwicklung, durch die fehlende Anforderungen nachgeholt werden können.
Die spezifischen Rahmenbedingungen des Öffentlichen Dienstes können sowohl die Bewerbungsstrategie als auch die Einschätzung der eigenen Qualifikationen beeinflussen. Es ist ratsam, sich gründlich über die speziellen Anforderungen und Möglichkeiten im Öffentlichen Dienst zu informieren, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können, ob eine Bewerbung trotz fehlender Anforderungen sinnvoll ist.

Fazit
Die Bewerbung auf eine Position, für die nicht alle Anforderungen erfüllt werden, kann durchaus erfolgreich sein, insbesondere wenn die Bewerberinnen und Bewerber in der Lage sind, ihre Stärken effektiv zu präsentieren und eine Bereitschaft zur Weiterbildung zu zeigen. Während die "Muss"-Anforderungen in Stellenanzeigen oft nicht verhandelbar sind, können "Kann"-Anforderungen möglicherweise durch andere Qualifikationen oder Erfahrungen ausgeglichen werden.
Im Öffentlichen Dienst können die speziellen Rahmenbedingungen und Strukturen sowohl Chancen als auch Herausforderungen darstellen. Daher ist es wichtig, sich im Voraus gründlich zu informieren und eine realistische Einschätzung der eigenen Qualifikationen im Verhältnis zu den Stellenanforderungen vorzunehmen.
Eine Bewerbung ist auch immer eine Gelegenheit, sich selbst und das eigene Potential zu präsentieren. Selbst wenn die Bewerbung nicht erfolgreich ist, kann das Feedback des Arbeitgebers wertvolle Hinweise für die weitere berufliche Entwicklung und zukünftige Bewerbungen liefern.